Stromausfallübungen im Hunsrück und in der Pfalz - Portalmodule zeigen ihre Potenziale im Praxiseinsatz
In verschiedenen Landkreisen wurden in den letzten Wochen Übungen zu dem Szenario eines großflächigen Stromausfalls („Blackout“) durchgeführt, die coronabedingt teilweise im Vorjahr verschoben wurden. Durch die seit letztem Herbst in den Medien verstärkt thematisierten Fragen rund um einen „Blackout“ hat dies aktuell noch weiter an Bedeutung gewonnen.
Ziel der Übungen ist es die Abläufe in den örtlichen Einsatzleitungen bis hin zur Arbeit der Stäbe möglichst realitätsnah zu proben.
Dabei gilt dem Informationsfluss unter verschiedenen Rahmenbedingungen sowie der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit ein besonderer Augenmerk.
„Die Übungen in unserem Landkreis haben uns bestätigt, praxis- und anwenderorientiert die im BKS-Portal.rlp bereitgestellten Bausteine für diese Zwecke zu nutzen“ war ein Fazit der Akteure aus den Kreisen Rhein-Hunsrück und Rhein-Pfalz, die im März in ihrem Bereich entsprechende Übungen zu „Stromausfallszenarien“ durchführten.
Informationsmanagement in der Lage
Im Szenario eines flächendeckenden Stromausfalls sind schlagartig sämtliche Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens betroffen. Im Ernstfall zählt jede Minute, um die kritische Infrastruktur (Wasserversorgung, Klärwerke, Krankenhäuser etc.) so vollständig wie möglich am Laufen zu halten, bis die örtlichen Versorger eine Lösung gefunden haben.
Aufgrund der Vielzahl an möglicherweise gravierenden Auswirkungen werden alle notwendigen Führungs- und Verwaltungsstäbe auf Kreis- und Gemeindeebene alarmiert. Die Kommunikationskanäle der Behörden sind dabei sehr schnell mit einer Informationsflut konfrontiert, die möglichst verlustfrei und effizient verarbeitet werden muss. Insbesondere bei einem flächendeckenden Stromausfall müssen die beteiligten Kräfte zu Beginn erstmal mit „traditionellen“ Kommunikationsmitteln arbeiten und sich mit Funkgerät und Papier behelfen.
Das häufig angebrachte Argument gegenüber der Nutzung von Webanwendungen "wenn es kein Strom und Internet gibt, funktioniert das ja sowieso nicht", gilt nur noch (möglichst) temporär. Um die Informationsflut bewältigen zu können, muss eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Netzanbindung der Stäbe und Führungsstaffeln erfolgen, sodass auf eine effiziente und effektivere Arbeitsweise mit digitalen Mitteln umgeschaltet werden kann.
Praktiker setzen auf bewährte BKS-Portal Module
Abseits der Vielzahl an verfügbaren Software-Tools und der heterogenen Strukturen im Land, die zur Führungsunterstützung, Verwaltungs- und Stabsarbeit verwendet werden können, hat sich in der Praxis gezeigt, dass keine Anwendung alle benötigten Funktionen und Anwendungsszenarien in sich vereint.
Stattdessen hat sich in der Praxis eine Auswahl von Tools bewährt, die zuverlässig, zweckmäßig eingesetzt und im Kontext des Einsatzszenarios „richtig“ bedient werden kann.
Die nachfolgend dargestellten Anwendungsbeispiele aus den Stromausfallübungen des Rhein-Hunsrück-Kreises (24. und 25.03.) sowie des Rhein-Pfalz-Kreises vom 17. März 2023 zeigen, wie die vom Land bereitgestellten BKS-Portal-Module in der Praxis eingesetzt werden können, um die Stabsarbeit in Großlagen zu unterstützen und zu vereinfachen.
Abbildung 1 Stromausfallübung Rhein-Hunsrück-Kreis - Einsatzleitung
Bereits im Vorfeld wurden die Geschützten Räume, Funktionsaccounts, Portal-Module und Cloud-Ordner im BKS-Portal.rlp entsprechend eingerichtet, um die Grundlage für eine effiziente Zusammenarbeit zu schaffen.
„Auch das digitale Werkzeug muss vorbereitet, gewartet und geordnet bereitliegen, damit es im Ernstfall schnell zur Verfügung steht.“, so Sven Pohlmann, Mitglied der TEL des Rhein-Hunsrück-Kreises und seit neuestem auch ehrenamtlich berufen für die „Bedienung der Informations- und Kommunikationsmittel“ in der VG Simmern-Rheinböllen.
Portalmodule unterstützen vor, während und nach dem Einsatz
Mit Unterstützung des BKS-Portal Support wurde bereits vor der Übung ein BKS- Portal-Webformular eingerichtet, um einen Schichtplan zu erstellen und alle Funktionen der TEL zu besetzen.
Der Führungsstab des Kreises und der Verbandsgemeinde sowie das Team für Presse- und Medienarbeit setzen (nach Wiederherstellung der Netzanbindung; teilweise im Notstrombetrieb) bei der Information / Kommunikation und Dokumentation insbesondere auf den Austausch via Einsatztagebuch, Lagemodul und Cloud-Ordner im BKS-Portal.rlp.
Der nach eigenen Aussagen anfänglich noch „BKS-Portal skeptische“ BKI des Rhein-Hunsrück-Kreises Stefan Bohnenberger bestätigt die Digitalstrategie des Kreises als Fazit zur Übung: „Das BKS-Portal hat gut funktioniert. Das bin ich mittlerweile so gewohnt und das gefällt mir immer besser“.
Abbildung 2 Stromausfallübung Rhein-Hunsrück-Kreis
Nach (simulierter) Wiederherstellung der Netzanbindung erfolgte im Rahmen der Übung ein „virtueller Lagebericht“ über das vom BKS-Portal.rlp bereitgestellte Webkonferenz-system (BigBlueButton / WebConf).
Die Führungsstabsräume des Kreises sowie der Gemeinde konnten so mit digitalen Mitteln quasi verbunden werden und ermöglichten einen „gemeinsamen Blick“ auf die aktuelle Lagekarte.
Im Rahmen der Übung des Rhein-Pfalz-Kreises am 17. März wurde vom Verwaltungsstab zusätzlich zu Lagemodul und Einsatztagebuch auf das Aufgabenmodul im BKS-Portal.rlp gesetzt.
Nach Informationen von Robin Klamm (Referatsleiter Brand- und Katastrophenschutz / Rettungsdienstbehörde, KV RPK) nutzt der Rhein-Pfalz-Kreis das Aufgabenmodul zusätzlich, um die Technische Einsatzleitung mit dem Verwaltungsstab zu verknüpfen und so zentral auch Aufgaben zwischen operativer Ebene und Verwaltungsebene auszutauschen bzw. zu managen.
„Das Aufgabenmodul hat sich im Rhein-Pfalz-Kreis bewährt, um den Überblick über die Vielzahl der abzuarbeitenden Tasks in einer komplexen Gesamtsituation zu behalten.
Gleichzeitig wird bei der Arbeit mit dem Modul eine nachvollziehbare Dokumentation geschaffen, was wann von wem bereits erledigt wurde“
stellt hierzu Rainer Schädlich für seinen Verantwortungsbereich als BKI des Rhein-Pfalz-Kreises fest.
Abbildung 3 Verwaltungsstab RP-Kreis beobachtet die im Einsatztagbuch eingehenden Meldungen.
Eine besondere Herausforderung, insbesondere bei komplexeren Großlagen, wie im Szenario „Stromausfall“, ist die Synchronisierung der Informationen zur Lage, um auf dieser Basis ein möglichst aktuelles Gesamtlagebild zu erstellen.
Im Rahmen der Übung des Rhein-Hunsrück-Kreises wurde dafür mit verschiedenen Mitteln gearbeitet.
Alle Informationen, die über das Einsatztagebuch oder über sonstige Wege eingegangen sind, wurden im Zuge der regelmäßigen Lagebesprechungen zusammengefasst und im BKS-Portal.rlp Lagemodul dokumentiert.
Um ein möglichst aktuelles und genaues Lagebild zu erhalten, wurde im Rahmen der Übung die Drohneneinheiten der DLRG, FW Rheinböllen sowie des Vereines Rettungsdrohen RH e.V. miteinbezogen. Luftbilder und -videos konnten über eine Freigabe in der BKS.rlp Cloud sehr schnell übertragen werden und in die Gesamtbewertung der Lage miteinfließen, um als Entscheidungsgrundlage zu dienen.
Abbildung 4 Stromausfallübung Lagemeldung
Sinnvoll gegliederte digitale Bereiche, ermöglichen eine direkte Einbindung der Führungs- und Einsatzmittel, sowie Fachberater und Verbindungspersonen der beteiligten Organisationen.
Dabei kann mit personenbezogenen Nutzeraccounts, aber auch mit temporär vergebenen Funktionsaccounts gearbeitet werden. Beispielsweise kann so der Führungsstab des Landkreises im Einsatztagebuch des Führungsstabs der Verbandsgemeinde mitlesen.
Presse- und Medienarbeit, externe Beobachter – ständige Aktualität
Dem Team für Presse- und Medienarbeit, welches im Rahmen der Übung des Rhein-Hunsrück-Kreises durch die Landesfacheinheit PuMA unterstützt wurde, konnte über die Freigabe des Einsatztagebuchs der direkte Zugriff von Informationen zum Einsatz für die Berichterstattung ermöglicht werden.
Über die Einbindung der Fachberater von THW, Polizei, DLRG und weiteren Hilfsorganisationen hinaus, ist auch die Einbindung der Bundeswehr ein wichtiges Thema. Um den Gesamtüberblick über die verschiedenen Zugänge und Bereiche zu bewahren, wird im Rhein-Hunsrück-Kreis an einem Konzept für Funktionsaccounts, Mitgliedschaften und Zugängen gearbeitet.